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Wissen im Wedding

Schach für alle Generationen

Schach für alle von der Grundschule an

Schach an Schulen ist auch in Berlin zunehmend ein Thema. Wir wollen hier die vielzitierte Trierer Studie vorstellen, die 2008 den Boom im Schulschach auslöste und im Vorfeld der Schach-Olympiade in Dresden vom damaligen Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble anlässlich der Verleihung des Bauern-Diploms Nr. 200.000, einem Einführungstest des Deutschen Schachbundes für den Jugendeinsatz in Schulen und Vereinen, in seiner Verantwortung als Minister für Sport nochmals medienwirksam präsentiert wurde. Schach als Mittel zur Förderung der geistigen Entwicklung von Kindern ist erneut wissenschaftlich belegt, was Verantwortlichen in Schulen und Bildungseinrichtungen zahlreiche Argumente „pro Schach als Unterrichtsangebot“ liefert.

 

 

 

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Der damalige Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble mit Schachschülern

2007 im Berliner Olympiadstation anlässig der Verleihung des 200.000-sten Bauerndiploms

 

Foto: Harald Fietz



Die Trierer Studie zu Schach in Grundschulen


In einer Studie der Universität Trier aus dem Jahr 2007 wurde untersucht, inwieweit sich Schach spielen auf basale kognitive Funktionen wie Intelligenz und Konzentrationsfähigkeit auswirkt. Dazu verglich man die Leistungen von Schülern zweier Grundschulen in Trier (Rheinland-Pfalz); in der Experimentalschule wurde eine Stunde Schach pro Woche in den Stundenplan integriert. Generell unterschieden sich die Leistungen der beiden Schulen vor allem in der Klassenstufe zwei.


In den anderen Klassenstufen wichen die Ergebnisse in Untertests der allgemeinen Intelligenz ab. So wurde bei den Schülern der zweiten Klassenstufe der Experimentalschule eine Überlegenheit in den Testleistungen der allgemeinen Intelligenz verzeichnet. Diese Überlegenheit rührte auch daher, dass bei den anfänglich als „leistungsschwach“ eingestuften Schülern das Niveau der allgemeinen Intelligenz extrem stieg. In dieser Klassenstufe nahmen sowohl die Konzentrationsfähigkeit als auch die Rechenleistungen ebenfalls stark zu. In den anderen Klassenstufen war kein bedeutsamer Unterschied hinsichtlich des Niveaus der allgemeinen Intelligenz feststellbar. Jedoch wurden bei einzelnen Untertests positive Entwicklungen der Experimentalschule nachgewiesen.


Für die Klassenstufe eins konnte eine Zunahme der Rechenleistungen und der Schreibfertigkeiten nachgewiesen werden, wobei dieser Zuwachs wiederum darauf beruht, dass insbesondere die „Leistungsschwachen“ aufgeholt haben. In der Klassenstufe drei zeigt sich die Überlegenheit der Experimentalschule in dem Untertest „Klassifikation“, mit dem das beziehungsstiftende Denken der Schüler erfasst wurde.Die Leistungen der Klasse vier der Experimentalschule unterscheiden sich kaum von denen der Vergleichsschule.


Es wird vermutet, dass der positive Einfluss des Schachspiels vor allem auf jüngere Kinder beschränkt bleibt und sich bei älteren Kindern nicht oder nicht mehr nachweisen lässt. Mit der Studie wurde aber auch belegt, dass Schach spielen sich positiv auf subjektive Facetten des Wohlbefindens, erkennbar an der erlebten Integration in die Schule, auswirken kann.Vor allem in der zweiten Klassenstufe zeigte sich eine stabile emotionale Integration (d.h. hohes subjektives Wohlbefinden in der Schule), während diese in der Vergleichsschule sogar abnahm. Hier hat das Schachspiel zu der beobachteten Stabilisierung beigetragen, denn die Beschäftigung mit dem königlichen Spiel hat immer mehr Einzug in den Schulalltag genommen. Es wurde in den Pausen gespielt, Schachturniere gegen Profis organisiert, auf Schulfesten gab es nunmehr einen Schachstand.


Auch in Klassenstufe drei traten diesbezüglich Unterschiede auf. Die Schüler zeigten sich in leistungsmotivationaler Hinsicht besser integriert. Sie hatten höheres Vertrauen in ihre eigenen schulischen Fähigkeiten. Selbst in Klassenstufe vier, in der zwar keine Leistungsunterschiede zur Vergleichsschule festgestellt werden konnten, erreichten die Schüler im Maß der sozialen Integration in die Schule einen höheren Wert, d.h. sie fühlen sich gut eingebunden in das Schulleben.


Insgesamt bleibt festzustellen, dass neben verbessertem Wahrnehmungsvermögen und mehr Konzentrationsfähigkeit höhere Werte bei Leistungsmotivation und Sozialkompetenz ermittelt wurden. Weitere Ergebnisse der Schachschüler beeindrucken, wenn man die Trierer Ergebnisse mit dem Landesdurchschnitt vergleicht (vorgenommen von Kurt Lellinger, Trierer Schulrektor und Mitgründer der Deutschen Schulschachstiftung): doppelt so gut in Mathe, Leseverständnis 2,5-mal besser, Sprachverständnis dreifach so gut.


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Schach schult das genaue Hinsehen


Foto: Harald Fietz


Praxisfall Schach statt Mathe


Diese Ergebnisse überzeugten auch anderswo – punktuell auch über das Angebot Schach als Arbeitsgemeinschaft hinaus. Insgesamt sieben Grundschulen etablierten Schach als Fach im Regelunterricht, darunter in Hessen (Sonnenblumenschule Eltville/Erbach), Schleswig-Holstein (Grund- und Gemeinschaftsschule Pinneberg) und Hamburg (Gensler Grundschule). Das Beispiel der Gensler Grundschule in Hamburg ist besonders gut dokumentiert. Alle 420 Kinder der ersten bis vierten Klasse haben von fünf Stunden Mathematik eine Stunde dem Denkspiel abgetreten. Rektorin Monika Küsel-Pelz begründet dies so: „Das mathematische Denken prägt unseren Alltag sowohl durch vernetzendes Denken als auch durch Situationsanalyse.“ Und aus ihrem Lehrerkollegium heißt es nach zwei Jahren Praxis: „Es ist auffällig, dass unsere Schüler heute wesentlich strukturierter an mathematische Sachaufgaben herangehen.“ Außerdem stelle man fest, „dass wir schwächere Schüler über Erfolgserlebnisse beim Schach motivieren können.“ Und über das Sozialverhalten meint die Rektorin: „Wir haben einen Schüler, der hat noch vor einem Jahr nach jeder Niederlage die Figuren vom Brett gewischt. Heute gibt er seinem Gegner die Hand und gratuliert ihm, wenn er selbst verloren hat.“ (Zitate aus „Zug um Zug ein bisschen schlauer“ von Rainer Grünberg in Hamburger Abendblatt 29. 3. 2010).


Berlin kann noch mehr dabei sein


Schach an Schulen dient also nicht nur der Leistungssteigerung und Leistungsförderung, sondern wirkt sich auch positiv auf das gesamte Schulleben aus. SCHACH KULTUR BERLIN bietet für jeden Schultyp und sonstigen Bildungs- und Freizeiteinrichtungen für Kinder und Jugendliche ein passendes Stunden- und Veranstaltungsangebot, entweder als Teil des Unterrichts oder als Arbeitsgemeinschaft, in Form von Einführungskursen, Fortgeschrittenenkursen, schulinternen Turnieren, Teilnahme an Berliner Schulschachwettbewerben und Ferienkursen für Anfänger bzw. Fortgeschrittene. Wollen Sie als Verantwortliche/-r einer Schule, eines Hortes oder einer Freizeiteinrichtung eine sinnvolle Erweiterung ihres Angebotsprofils, so vereinbaren Sie mit uns telefonisch unter 030 - 494 68 497 oder per E-Mail an fietz(at)wissen-im-wedding.de einen Informationstermin.